Mut im Herzen, Liebe in der Seele

Dec 17, 2021

"Mut im Herzen, Liebe in der Seele" so sagt es Ava Reed in einem ihrer Bücher...

es ist Mitte November...
ich beginne diesen Beitrag zu einem Zeitpunkt, zu dem er nicht veröffentlicht werden kann...dieser Beitrag wird noch eine Weile  liegen und auf den richtigen Zeitpunkt warten müssen...

in mir schlagen Gefühle Purzelbäume...von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode getrübt ist irgendwie alles dabei...ich fahre Achterbahn...jeden Tag aufs neue...und ich finde kein Ventil...genau deshalb muss ich es mir von der Seele schreiben...ich bin an einem Punkt, an dem ich nicht drüber reden kann...weil es noch nichts zu reden gibt...

Es ist Mitte November als ich mich auf die andere Weserseite begebe...ich bin aufgeregt...ich betrete ein fremdes Krankenhaus und werde erfragen, was man mit mir vor hätte, wenn ich kommen würde...viel wenn und aber...
ich lasse mich auf dieses Gespräch ein...lasse Worte wirken...und fühle mich geschmeichelt, als ich merke, das man mich hier wirklich will...Worte die fallen, zeigen mir einen Weg der meiner sein könnte...wenn ich mutig bin...
ich weiß es nicht...soll ich? soll ich nicht? Visionen sind irgendwie da...
warum reizt es mich?
ist es wie in einer langjährigen Beziehung?
geht man manchmal einfach in verschiedene Richtungen?
Reicht es nicht mehr, nur mit anderen zu liebäugeln?
Findet man sich selbst irgendwann mal nicht mehr wieder?
wie gesagt, ich weiß es nicht...ich weiß nur, das ich darüber nachdenken muss...
ich muss diesen einen Gedanken wirken lassen...er macht mich traurig...aber auch glücklich...zufrieden...
nicht mal 24h später steht für mich fest, das ich genau das hier möchte...mich beweisen...und irgendwie ist es ja auch das, was ich immer so gern machen wollte...

ich werde nach 26 Jahren meine Klinik verlassen und noch einmal neu anfangen...diese Klinik die immer auch irgendwie mein Zuhause war...die mich groß und stark machte...die mich behütete...die mir half auf die Beine zu kommen...die mich so sein ließ wie ich sein wollte...mich genommen hat, wie ich bin...
nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich gehen werde...wenn ich es nicht tun würde, würde ich es bereuen...

und genau so trete ich am darauf kommenden Montag meinen Dienst an...mit dem Gedanken unbedingt reinen Tisch machen zu müssen...also doch wie in einer Beziehung...ich möchte den anderen nicht betrügen...belügen...aber ich möchte so auch nicht weiter machen...suche nach Auswegen...nach Möglichkeiten hier bleiben zu können...
aber ich finde sie nicht...finde nicht was ich suche, weil es das hier vielleicht auch einfach nicht gibt...
es laufen Tränen...es auszusprechen kostet mich sehr viel Überwindung...bringe ich doch damit alles in eine Bewegung...wird es dadurch erst realistisch...es bringt mich gerade emotional an Grenzen...

ich habe ein Angebot aus einer anderen Klinik bekommen, welches ich nicht ablehnen möchte...ein Angebot, welches mir das gibt, was ich immer wollte...
ein bisschen mehr Zeit für meine Patienten...mich dafür nicht zerreißen müssen...ich liebe meinen Job...und ich liebe es Stationsleitung zu sein...es war mir immer wichtig für die Sache einzustehen...aber seit Monaten merke ich, das diese Doppelbelastung immer schwerer fällt...ich will 100% für meine Patienten da sein...aber auch 100% gute Leitungsarbeit machen...dabei auf der Strecke bleibe allerdings ich...jeden Tag ein bisschen mehr...dieses Jahr hat oft an meinen Nerven gezerrt...ich fühlte mich im Stich gelassen...musste allein kämpfen...gegen Dinge, für die ich überhaupt nichts konnte...musste Zorn und Schweigen anderer über Wochen über mich ergehen lassen...
vielleicht sind auch das Gründe warum ich nicht mehr kann...nicht mehr will...vielleicht war es am Ende doch einfach auch einmal zu viel...

ich weiß,
ich möchte Zeit bei meiner Arbeit haben...Zeit für Patienten...und zwar für die, für die es keine Fachkrankenschwestern gibt...denen keine Breast Nurse helfen kann - weil sie halt einfach keinen Brustkrebs haben...
und deshalb macht sich eine kleine Breast Nurse auf den Weg...und begibt sich auf die andere Weserseite...
um zu helfen...zu beraten...organisieren...planen...
sie will zuhören...will Halt geben...da sein wenn der Boden unter den Füssen bebt...
sie will lernen...hat Ideen...und Pläne...

ich bin froh wenn der Tag kommt, an dem ich es meinem Team sagen kann...ich möchte es nicht verheimlichen...bin es auch ihnen schuldig...kann es aber auch erst sagen, wenn es wirklich klar ist...es reicht wenn ich in der Schwebe bin...

heute nun hatte ich wieder ein Gespräch...es ging in die Tiefe...Stellenbeschreibungen wurden ausgebreitet...und auch ich hatte mir bereits Gedanken gemacht und diese zu Papier gebracht...nun sitze ich hier mit einer Menge Papier...mit Blättern für eine mögliche Weiterbildung...und irgendwie wird das alles gerade greifbar...und da ist auch diese Freude...Freude darüber, den Mut zu finden, diesen Schritt zu gehen...

So viel Heimlichkeit...in der Weihnachtszeit...zum Glück hat sie nun ein Ende...mein Arbeitgeber ist über die Endgültigkeit informiert und auch mein Team weiß Bescheid...

2022 wird für mich ein mutiges Jahr und ich freu mich drauf - das kann ich nun Mitte Dezember mit ganzer Gewissheit sagen...

Ja und nun habe ich doch irgendwie die Katze aus dem Sack gelassen...und es tut verdammt gut...

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