Bergfest – und trotzdem schwer
Hildegard Knef sang einmal: „…von hier an ging’s bergab.“
Und eigentlich müsste ich heute das Gegenteil fühlen.
8. Bestrahlung.
Nur noch 7 vor mir.
Rein rechnerisch also ein kleiner Meilenstein.
Aber die Wahrheit ist: Heute fühlt es sich nicht nach „Bergfest“ an.
Heute fühlt es sich nach schwer an.
Ich bin müde.
So richtig müde.
Dieses tiefe Müde, das in den Knochen sitzt und im Kopf rauscht.
Meine Nerven im Oberschenkel schießen immer wieder dazwischen, als wollten sie mich daran erinnern, dass Ruhe gerade kein Luxus, sondern Notwendigkeit ist. Die Schmerzmittel lassen sich reduzieren – ein kleiner Sieg. Aber das Gabapentin wird mich wohl noch etwas begleiten. Und vielleicht ist das okay.
Warum kann ich mich also nicht freuen?
Warum nicht heute, wo die Hälfte geschafft ist?
Vielleicht, weil der Weg trotzdem noch lang wirkt.
Vielleicht, weil „nur noch sieben“ trotzdem sieben Mal Maske, sieben Mal Durchatmen, sieben Mal dieses leise Hoffen bedeutet.
Vielleicht, weil meine Muskulatur heute gegen mich arbeitet.
Vielleicht, weil der Himmel grau in grau hängt wie ein schwerer Vorhang.
Vielleicht aber auch, weil mein Körper einfach Ruhe einfordert.
Weil er sagt: „Atme. Setz dich. Es ist gut, dass du bis hierher gekommen bist.“
Ein Lichtblick heute:
Jutta.
Ihr Besuch heute Morgen hat meinen Tag ein kleines bisschen heller gemacht. Ein vertrautes Gesicht, ein bisschen Lachen, ein bisschen Normalität.
Und vielleicht ist genau das heute genug.
Kein Bergfest mit Fahnen und Konfetti – sondern eines, das leise in meinem Herzen sitzt und sagt:
Auch wenn es sich heute schwer anfühlt – ich gehe weiter, Schritt für Schritt, und jeder Schritt zählt.